Nach einem langwierigen Immobilienverkauf in Deutschland sind wir endlich in Kroatien angekommen – genauer gesagt in Istrien. Derzeit leben wir als Nomaden, aber wie viele andere hier behalten wir den kroatischen Immobilienmarkt im Auge. Bereits in unserem Beitrag Hauskauf in Kroatien haben wir über unsere Erfahrungen berichtet und auch Feedback von einer Leserin erhalten, die vor zwei Jahren ähnliches erlebt hat.
Die Realität? Wer als Ausländer ohne Millionenbudget nach einer Immobilie sucht, wird oft ignoriert. Das widerspricht der eigentlich gastfreundlichen und hilfsbereiten kroatischen Mentalität. Was also läuft hier schief?
Ein Gespräch mit einer Kroatin brachte Licht ins Dunkel. Der Tourismus in Kroatien ist eine der wichtigsten Einnahmequellen, doch er hat auch Schattenseiten. Während es schön ist, neue Menschen kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören, leidet die lokale Bevölkerung stark unter den Auswirkungen.
📌 Probleme des Massentourismus 📌
◉ Überfüllte Strände und Sehenswürdigkeiten während der Saison.
◉ Müllprobleme, sogar an einst paradiesischen Stränden.
◉ Wasserknappheit, die besonders im letzten Jahr akut war.
◉ Explodierende Immobilienpreise, die es Einheimischen unmöglich machen, Häuser in ihrer Region zu erwerben.
In Istrien liegt der Quadratmeterpreis inzwischen bei durchschnittlich 3.150 Euro. Eine kroatische Familie mit einem Jahresnettogehalt von rund 13.000 Euro hat keine Chance, eine Immobilie für 300.000 Euro zu finanzieren. Selbst verfallene Ruinen – ohne Fenster, Dach oder Ausbau – werden für knapp 100.000 Euro angeboten. Ein Einzelfall? Leider nicht.
Wer in Kroatien keine Immobilie kaufen kann, ist auf Mietwohnungen angewiesen. Doch auch das ist inzwischen ein echtes Problem:
◉ Eine möblierte Wohnung in Pula (ca. 55 m²) kostet aktuell rund 800 Euro pro Monat – Nebenkosten nicht eingerechnet.
◉ Von Oktober bis März stehen viele Wohnungen leer, da die Saison vorbei ist. Doch mit Beginn der Saison im April müssen viele Mieter ausziehen, weil die Wohnungen für Touristen freigemacht werden.
Einige Kroaten weichen auf die Elternhäuser aus und ziehen saisonal bei ihrer Familie ein. Doch ist das wirklich eine langfristige Lösung?
Die Einführung des Euro hat ebenfalls ihren Einfluss. Wie in Deutschland wurde versprochen, dass sich die Preise nicht ändern würden. Doch die Realität sieht anders aus:
◉ Ein Kilo Brot, das früher rund einen Euro kostete, liegt heute bei zwei bis drei Euro.
◉ Unternehmen scheinen die Inflation als Vorwand genutzt zu haben, um Preise zu erhöhen und höhere Gewinne einzufahren.
Der kroatische Wirtschaftsminister Davor Filipović hat zwar Preisdeckelungen für über 1.000 Artikel angekündigt, diese gelten jedoch nur bis Ende 2023. Kritiker behaupten, die Preissenkungen seien Augenwischerei: Erst werden Preise um 80 % erhöht, dann um 15 % „gesenkt“.
Kein Wunder, dass viele junge Kroaten das Land verlassen und ihr Glück im Ausland suchen. In Kroatien sieht man mittlerweile Arbeitskräfte aus Nepal und den Philippinen, die in Gärten arbeiten oder Zimmer reinigen – schlicht, weil es an einheimischen Arbeitskräften mangelt.
Und doch gibt es immer wieder Ausländer, die an die Illusion vom günstigen Immobilienkauf glauben. Kürzlich trafen wir eine deutsche Familie, die hoffte, ein großes Einfamilienhaus mit Grundstück für 60.000 Euro zu finden. Bezugsfertig, versteht sich.
Der Verkäufer rief sie schnell auf den Boden der Tatsachen zurück – die Verhandlungen platzten. Mit enttäuschter Miene erzählten sie uns von ihrer Erfahrung. Wir hätten ihnen vorab sagen können, dass solche Preisvorstellungen nicht realistisch sind, doch unserer Meinung nach sollte jeder, der ernsthaft über den Kauf einer Immobilie nachdenkt, sich vorher gründlich informieren.
Dieses Verhalten – mangelnde Vorbereitung und unrealistische Erwartungen – erklärt möglicherweise, warum einige kroatische Makler zurückhaltend oder sogar distanziert auf ausländische Käufer reagieren. Es entsteht der Eindruck, dass Touristen und Investoren oft den Wohnraum für Einheimische wegnehmen – besonders, wenn sie nicht über die finanziellen Mittel verfügen, die der Markt inzwischen fordert.
Ob Kauf oder Miete – der Immobilienmarkt in Kroatien bleibt herausfordernd. Wer sich mit dem Gedanken trägt, hier ein Zuhause zu finden, sollte sich auf hohe Preise und schwierige Bedingungen einstellen.
Wie ist deine Meinung? Würdest du unter diesen Umständen in Kroatien eine Immobilie kaufen oder lieber Abstand nehmen?
UPDATE vom 21.10.2023:
Die Immobiliensuche in Istrien gestaltet sich vor Ort definitiv einfacher als von Deutschland aus. Mit einer kroatischen Telefonnummer ausgestattet, können wir jetzt „inkognito“ die Makler kontaktieren und so schneller an Informationen zu potenziellen Objekten gelangen.
Momentan arbeiten wir mit vier Maklern, die – mehr oder weniger erfolgreich – versuchen, eine passende Immobilie für uns zu finden. Dabei fällt auf, dass die Transparenz im kroatischen Immobilienmarkt nicht immer den deutschen Standards entspricht.
Ein interessanter Punkt kam bei einem Gespräch mit einem Makler ans Licht: Einige Makler behalten bestimmte Immobilien, meist die günstigeren Objekte, bewusst zurück. Diese werden bevorzugt an Einheimische verkauft. Ein Beispiel: Nach vier erfolglosen Besichtigungen wurde uns plötzlich ein Haus angeboten, das auf der Website des Maklers als „verkauft“ markiert war.
Auf Nachfrage erklärte uns der Makler hinter vorgehaltener Hand, dass diese Immobilien auf Wunsch des Verkäufers nur einem bestimmten Kundenkreis angeboten werden dürften. Statt die Objekte vollständig aus dem Angebot zu entfernen, werden sie auf den Webseiten als „verkauft“ gekennzeichnet.
Ein interessanter Gedanke: Dienen diese „verkauften“ Häuser vielleicht als eine Art Trophäe, um potenzielle Kunden anzulocken? Schließlich stellt sich oft die Frage, warum diese Objekte überhaupt noch gelistet sind, wenn sie offiziell nicht mehr verfügbar sind.
Laut den Maklern liegt es daran, dass ausländische Investoren oft einen anderen Standard gewohnt sind. Viele dieser alten istrischen Häuser entsprechen nicht den Erwartungen internationaler Käufer. Dennoch bleibt die Frage offen, ob dies wirklich der Hauptgrund ist oder ob hier noch andere Motive im Spiel sind.
Wir hoffen, diese Tipps helfen dir, deinen Auswanderer-Alltag noch besser zu meistern! Hast du eigene Erfahrungen oder weitere Empfehlungen zum Thema Auswandern? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar! Teile diesen Beitrag mit anderen, die von den Tipps profitieren könnten, und bleib dran für mehr Inspirationen aus dem Leben als Auswanderer.
Deine Steffi & Marius
Wir sind zwei deutsche Auswanderer und auf emigres-life nehmen wir Dich mit auf unsere Reise in ein neues Leben.
In unserem Projekt schwingt das Pendel meist in Richtung stressig oder chaotisch und weniger in Richtung tiefenentspannt.
Wenn du also wissen willst, in welches Fettnäpfchen wir als nächstes treten oder welche Hürden vor uns liegen und wie wir sie überwinden, dann bleib dran.
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