Aufregende Tage in Spanien liegen hinter uns und spannende vor uns. Dank eines sehr kompetenten Anwalts und eines hilfsbereiten, schnellen Maklers konnten wir den Kauf der Immobilie problemlos und relativ zügig abschließen.
Der Termin beim Notar war äußerst unterhaltsam. Zusammen mit unserem Anwalt betraten wir ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das nachträglich mit einem Aufzug ausgestattet worden war. Wer schon einmal in Valencia (España) war, wird vermutlich wie wir von der architektonischen Symphonie überwältigt sein. Traumhaft! Doch jetzt zurück zum Text. Im sechsten Stock wurden wir bereits vom Notar und der Empfangsdame erwartet. Beide begrüßten uns mit ein paar Worten auf Deutsch, was die sehr interessante Situation deutlich auflockerte. Eigentlich sind Notartermine für uns nichts Neues – in Deutschland hatten wir schon ein paar Mal das Vergnügen. Doch durch die Sprachbarriere und das fremde Umfeld wurde dieser Termin zu einer bedeutenden Angelegenheit für uns.
Nach einer kurzen Wartezeit begleiteten wir unseren Anwalt in einen der drei Konferenzräume in der Erwartung, dort auf die Verkäuferseite zu treffen. Der Raum war bis auf die Möbel leer. Interessiert erkundigten wir uns danach. Unser Anwalt erklärte, dass er zuerst mit uns den Kaufvertrag durchgehen möchte, bevor wir die Verkäufer treffen, damit wir in Ruhe Fragen stellen und alle Unklarheiten beseitigen können. Der Kaufvertrag lag – und jetzt festhalten – in spanischer Sprache vor. Unser Anwalt übernahm daher nicht nur die Rolle des Rechtsbeistands, sondern auch die des Dolmetschers, was auch schriftlich festgehalten wurde. Er begann sofort, Zeile für Zeile den Kaufvertrag für uns ins Deutsche zu übersetzen. Nach sechs Seiten und einigen Fragen waren wir dann soweit.
Der Umzug in den nächsten Konferenzraum stand bevor. Diesmal betraten wir einen Raum mit insgesamt acht Personen, darunter der Notar und der Makler. Die Erbengemeinschaft war vollständig vertreten und bestand aus fünf Damen und einem Herren. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Sprache verlief die Begrüßung sehr herzlich und entspannt, was typisch für viele Spanier ist. Tolles Volk – Viva España.
Der Notar begann mit der Überprüfung der Personalien und ging dann direkt zum Kaufvertrag über. Da wir den Kaufvertrag bereits kannten, konnten wir uns zurücklehnen und beobachten. Es war irgendwie seltsam, denn in diesem Raum gaben wir in wenigen Minuten viel Geld aus, doch von dem Gesprochenen verstanden wir nur Fragmente.
Abschließend wurde der Kaufvertrag von jeder Partei unterzeichnet, und damit war der Papierkram erledigt. Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, muss der Kaufpreis direkt beim Notartermin an den Verkäufer übergehen. Üblicherweise erfolgt dies in Spanien mittels eines Bankschecks. In unserem Fall haben die Verkäufer zugestimmt, den Kaufpreis über Instant Payment vom Treuhandkonto des Notars zu erhalten, da wir aufgrund fehlender N.I.E.-Nummer kein Bankkonto in Spanien eröffnen konnten. Selbstverständlich hatten wir einige Tage zuvor den Kaufpreis auf das Treuhandkonto überwiesen.
Der Notar kümmerte sich also um die Überweisungen, während wir Gelegenheit hatten, uns ein wenig mit der Verkäuferpartei zu unterhalten. Dabei herrschte ein reges und unterhaltsames Sprachengewirr: Der Makler sprach mit uns Englisch, unser Anwalt bediente sich der deutschen Sprache, und auch die Verkäufer kommunizierten in Englisch und Spanisch. Nachdem uns ein paar amüsante Geschichten über das Haus erzählt wurden und uns mitgeteilt wurde, dass angesichts der 4000m² Grundfläche eine Menge “trabajo” (Arbeit) auf uns zukommt, übergaben sie uns die Schlüssel. In Spanien gibt es keine separate Schlüsselübergabe zu einem späteren Termin im Haus, wie wir es aus Deutschland kennen.
Zweieinhalb Stunden später – etwa 19:30 Uhr – war der ganze Zauber dann vorbei. Natürlich folgten weitere Aufgaben, wie das Ummelden des Wasseranschlusses, das Überweisen der Grunderwerbsteuer (Impuesto sobre Transmisiones Patrimoniales), die Gemeindeanmeldung oder auch die Anpassung im Grundbuch. Aber wir hatten ein Haus gekauft. Erschöpft von dem Termin schockte uns dann auch die Parkgebühr von 11 EUR nicht mehr. Übrigens beträgt die Grunderwerbsteuer in Valencia derzeit 10 % des Kaufpreises, wenn dieser eine Million Euro nicht überschreitet. Für Kaufpreise über einer Million Euro fallen 11 % an.
Gleich am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg, unser neues Haus in Augenschein zu nehmen und den Zustand zu überprüfen, in dem die Verkäufer es uns hinterlassen hatten. Natürlich wollten wir es auch ein wenig absichern – Stichwort “Okupas en espana“. Im Vorfeld hatten wir bereits einige Überwachungskameras, Warnschilder und neue Schlösser besorgt. Da der Versandhändler mit dem “a” auch in España tätig ist, war der Einkauf mit wenigen Klicks erledigt.
Als wir ankamen, lachte die Sonne und die Temperaturen kletterten immer weiter nach oben. An der Haustür angekommen, schauten wir uns in die Augen, und ich glaube, wir wussten beide, dass wir mit etwas Pech gleich in einer Messibude stehen könnten. Klar, rein rechtlich gesehen könnten wir dagegen vorgehen, aber das würde wieder jede Menge Zeit und Geld verschlingen. Der Schlüssel verschwand im Zylinder und nach dem Drehen öffnete sich die Tür. Überraschung – wir standen in einem leeren Wohnzimmer. Wenige Minuten später konnten wir zusammenfassend sagen, dass die Verkäuferseite sich exakt an das im Vertrag Vereinbarte gehalten hatte. Das Haus war leer.
Erleichtert begannen wir, unsere Errungenschaften aus dem Internet zu montieren und eine kleine To-do-Liste zu erstellen. Ein neuer Boden, das Streichen der Wände, Türen und Fenster sowie eine neue Küche bekamen einen Platz auf der Liste. Aber ganz oben auf unserer Liste stand der Gang am nächsten Tag zum Rathaus (Ayuntamiento), um die Anmeldung (empadronamiento) durchzuführen.
Wie man es auch aus Deutschland kennt, muss man sich in Spanien ebenfalls anmelden oder ummelden, wenn man umzieht. Unseren Informationen nach hat man dafür 30 Tage Zeit. Für die Anmeldung haben wir natürlich unsere Personalausweise, eine Kopie vom Kaufvertrag sowie die vom Notar ausgestellte N.I.F.-Nummer mitgenommen. Im Rathaus sprach niemand Englisch, aber mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen und einem Übersetzer haben wir es dann doch geschafft. Auch hier waren alle Mitarbeiter vor Ort außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Die Anmeldung dauerte ganze 30 Minuten und kostete uns nichts. Im Internet haben wir Berichte gelesen, wo ein paar Euros für die Anmeldung verlangt wurden. Es kann natürlich sein, dass jede Gemeinde das anders handhabt.
Damit ist es vollbracht: Wir haben ein Haus in España, auf einem Hügel inmitten der Natur. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang genießen wir die Sonne und leben, abgesehen vom Wasseranschluss, autark. Mittlerweile sind auch unsere Möbel angekommen und vervollständigen unser neues Heim. Anstatt den klassischen Weg über ein Umzugsunternehmen zu gehen, haben wir den gesamten Umzug selbst organisiert. Im nächsten Artikel werden wir dir erzählen, wie wir den Transport der Möbel gestaltet haben und was dabei schief gelaufen ist. Also bleibt dran …
Wir sind zwei deutsche Auswanderer und auf emigres-life nehmen wir Dich mit auf unsere Reise in ein neues Leben.
In unserem Projekt schwingt das Pendel meist in Richtung stressig oder chaotisch und weniger in Richtung tiefenentspannt.
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