Wenn du in Spanien lebst oder planst, dorthin zu ziehen, ist es wichtig, das Gesundheitssystem des Landes zu verstehen. Spanien bietet eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung, die für viele Menschen kostenlos oder sehr erschwinglich ist. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Hier erfährst du alles, was du über das spanische Gesundheitssystem wissen musst, von Arztbesuchen bis zur Notfallversorgung.
In Spanien gibt es zwei Hauptkomponenten im Gesundheitssystem:
◉ Das öffentliche Gesundheitssystem: Die Mehrheit der Spanier und viele Ausländer nutzen das öffentliche Gesundheitssystem, das für alle legalen Einwohner kostenlos ist. Es ist steuerfinanziert und deckt eine breite Palette von Dienstleistungen ab, einschließlich Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und Notfallversorgung. Wenn du in Spanien arbeitest, zahlst du automatisch in dieses System ein, und das gilt auch für Selbstständige und Rentner.
◉ Das private Gesundheitssystem: Neben dem öffentlichen System gibt es auch ein privates Gesundheitssystem, das oft genutzt wird, um Wartezeiten zu verkürzen oder spezifische Behandlungen zu erhalten. Private Krankenversicherungen sind weit verbreitet und bieten Zugang zu privaten Kliniken und Krankenhäusern, wo die Wartezeiten in der Regel kürzer sind und mehr Komfort geboten wird. Viele Menschen kombinieren die Nutzung beider Systeme, je nach Bedarf und finanzieller Situation.
Wenn du im öffentlichen System bist, musst du dich in der Regel bei deinem örtlichen Gesundheitszentrum (Centro de Salud) anmelden. Dort erhältst du eine Gesundheitskarte (Tarjeta Sanitaria), mit der du Zugang zu den medizinischen Leistungen hast. Für einen Termin bei deinem Hausarzt (Médico de Cabecera) kannst du entweder persönlich im Gesundheitszentrum vorbeischauen, telefonisch einen Termin vereinbaren oder online einen Termin buchen. Hausärzte sind oft die erste Anlaufstelle, und sie überweisen dich bei Bedarf an einen Spezialisten.
Wichtig zu wissen:
Die Wartezeiten für Facharzttermine können im öffentlichen System lang sein, je nach Region und Art der Behandlung. Planst du also eine nicht dringende Untersuchung, ist es ratsam, frühzeitig einen Termin zu vereinbaren. Im privaten Gesundheitssystem sind die Prozesse oft einfacher und schneller. Du kannst direkt einen Termin mit einem Spezialisten vereinbaren, ohne vorher deinen Hausarzt konsultieren zu müssen. Viele private Kliniken bieten auch Online-Buchungen und mehrsprachige Dienstleistungen an, was es für Ausländer einfacher macht, die passende Behandlung zu finden.
Notfälle werden in Spanien sehr ernst genommen, und je nach Schwere der Situation hast du mehrere Optionen. Du kannst direkt in die Notaufnahme eines öffentlichen Krankenhauses (Urgencias) gehen. Die Behandlung dort ist kostenlos, wenn du im öffentlichen System versichert bist. Notaufnahmen stehen rund um die Uhr zur Verfügung, aber sei dir bewusst, dass es je nach Dringlichkeit des Falls zu längeren Wartezeiten kommen kann. Solltest du nicht in der Lage sein, eine Notaufnahme selbst aufzusuchen, steht dir der Rettungsdienst zur Verfügung. Der Rettungsdienst in Spanien ist gut organisiert und schnell erreichbar. Die Notrufnummer für den Krankenwagen ist 112, die EU-weit einheitliche Nummer für Notfälle. Das Personal spricht in der Regel Spanisch, aber in touristischen Gebieten oder bei Bedarf auch oft Englisch. Wenn du eine private Krankenversicherung hast, bieten einige Anbieter auch eigene Notrufnummern und Rettungsdienste an, die möglicherweise schneller reagieren können als der öffentliche Dienst.
Apotheken (Farmacias) sind in Spanien weit verbreitet und gut sichtbar – erkennbar an einem grünen Kreuz. Sie spielen eine zentrale Rolle im spanischen Gesundheitssystem und sind oft die erste Anlaufstelle bei kleineren gesundheitlichen Problemen. Viele Medikamente, die in anderen Ländern rezeptfrei erhältlich sind, erfordern in Spanien ein Rezept. Dein Hausarzt oder Facharzt kann dir das nötige Rezept ausstellen, das du dann in der Apotheke einlösen kannst. Für rezeptpflichtige Medikamente gibt es im öffentlichen System oft Zuzahlungen, die je nach Einkommen variieren. Chronisch Kranke und Rentner zahlen in der Regel weniger. Rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel oder Erkältungsmittel kannst du direkt in der Apotheke kaufen. Einige Apotheken bieten auch homöopathische Mittel und Naturheilmittel an, die in Spanien beliebt sind.
Solltest du außerhalb der normalen Öffnungszeiten Medikamente benötigen, gibt es immer eine Apotheke in der Nähe, die Notdienst hat (Farmacia de Guardia). Informationen darüber, welche Apotheke Notdienst hat, findest du an der Tür jeder Apotheke oder online.
Spanien hat ein gut ausgebautes System zur Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Langzeitpflegebedarf. Dieses System umfasst sowohl häusliche Pflege als auch spezialisierte Einrichtungen. Für Menschen, die Pflege zu Hause benötigen, gibt es sowohl öffentliche als auch private Anbieter. Die staatliche Unterstützung für häusliche Pflege hängt vom Grad der Pflegebedürftigkeit und dem Einkommen ab. Viele Familien ziehen es vor, private Pflegekräfte einzustellen, die oft rund um die Uhr verfügbar sind. Pflegeheime (Residencias) gibt es in verschiedenen Ausstattungsstufen, von einfachen öffentlichen Einrichtungen bis hin zu luxuriösen privaten Heimen. Die Wahl hängt oft von den finanziellen Möglichkeiten ab, aber auch von den speziellen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen.
Im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Dienstleistungen, die vom öffentlichen Gesundheitssystem in Spanien abgedeckt werden, sind die meisten zahnärztlichen Behandlungen nicht kostenlos oder nur teilweise durch das öffentliche System abgedeckt. Sie umfasst in der Regel nur grundlegende Dienstleistungen wie Zahnextraktionen, grundlegende Untersuchungen und Notfallbehandlungen. Diese werden in staatlichen Gesundheitszentren angeboten und viele Routine- oder kosmetische Behandlungen werden nicht angeboten.
Deshalb nutzen die meisten Menschen in Spanien private Zahnärzte, da das private System eine viel breitere Palette von Dienstleistungen anbietet, von Füllungen und Wurzelbehandlungen bis hin zu Zahnersatz, Kieferorthopädie und kosmetischer Zahnmedizin. Die Qualität der Behandlung ist hoch, und viele Zahnärzte haben moderne Praxen mit fortschrittlicher Technologie.
Nachdem die Behandlung im privaten System teuer ist, entscheiden sich viele Menschen für eine private Krankenversicherung, die auch zahnärztliche Behandlungen abdeckt. Diese Versicherungen bieten oft Pakete an, die eine bestimmte Anzahl von Untersuchungen und grundlegenden Behandlungen pro Jahr abdecken, sowie Rabatte auf teurere Eingriffe. Es lohnt sich, die verschiedenen Versicherungsangebote genau zu vergleichen, um sicherzustellen, dass deine speziellen Bedürfnisse abgedeckt sind. Einige Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern auch Versicherungspakete an, die Zahnpflege umfassen.
Für Kinder:
Die zahnärztliche Versorgung für Kinder ist in Spanien durch das öffentliche Gesundheitssystem besser abgedeckt als für Erwachsene. In den meisten Regionen haben Kinder unter 15 Jahren Anspruch auf kostenlose Routineuntersuchungen und einige grundlegende Behandlungen, wie Füllungen und Versiegelungen. In vielen Schulen gibt es auch Programme zur Zahngesundheit, die regelmäßige Untersuchungen und Präventionsmaßnahmen fördern. Wenn du möchtest, dass dein Kind spezifische oder kosmetische Behandlungen erhält, wie z. B. Kieferorthopädie, musst du jedoch wahrscheinlich auf private Zahnärzte und Versicherungen zurückgreifen.
Zahnärztliche Notfälle, wie starke Zahnschmerzen, abgebrochene Zähne oder Zahnverletzungen, erfordern schnelle Hilfe. In Spanien kannst du dich in solchen Fällen entweder an einen Notdienst im Krankenhaus oder direkt an eine private Zahnarztpraxis wenden. Viele Zahnärzte bieten auch Notfallbehandlungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten an, insbesondere in größeren Städten. Es ist ratsam, die Kontaktdaten eines Zahnarztnotdienstes in deiner Nähe parat zu haben, falls du außerhalb der normalen Zeiten Hilfe benötigst.
Da wir in Spanien noch nicht arbeiten und daher keine Beiträge in das öffentliche Gesundheitssystem einzahlen, sind wir privat versichert. Glücklicherweise mussten wir bisher nur einmal zum Zahnarzt, und dieser Besuch verlief professionell, freundlich und sehr transparent. Zwei Dinge waren allerdings etwas gewöhnungsbedürftig: Zum einen wurde bei der Anmeldung keine Versicherungskarte verlangt, und zum anderen musste die Rechnung direkt nach der Behandlung beglichen werden. Das Ganze hatte ein wenig den Charakter eines Friseur- oder Nagelstudio-Besuchs.
Wir sind zwei deutsche Auswanderer und auf emigres-life nehmen wir Dich mit auf unsere Reise in ein neues Leben.
In unserem Projekt schwingt das Pendel meist in Richtung stressig oder chaotisch und weniger in Richtung tiefenentspannt.
Wenn du also wissen willst, in welches Fettnäpfchen wir als nächstes treten oder welche Hürden vor uns liegen und wie wir sie überwinden, dann bleib dran.
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