Im Artikel Die Gesundheitsversorgung haben wir versprochen, dass wir berichten, sobald wir Ärzte oder Krankenhäuser in Kroatien in Anspruch nehmen müssen. Nun war es soweit und unsere Odyssee begann.
Es war ein sonniger Morgen und der Tag begann wie immer. Zuerst spielten wir ein paar Minuten mit Bailey im Bett und machten uns dann daran, den Kaffee zuzubereiten. Dazu musste Wasser gekocht und die Kaffeebohnen in einer manuellen Kaffeemühle gemahlen werden. Das dauerte eine Weile und macht auf jeden Fall wach. Steffi übernahm diese Aufgabe, während ich kurz vor die Tür wollte. Da geschah es: Ich machte einen Schritt und ein stechender, reißender Schmerz fuhr durch mein Bein vom Fuß hoch. Das war’s mit der Gesundheit.
Doch was war geschehen? Ich dachte, ich kenne unsere Parzelle eigentlich sehr gut durch das Spielen mit Bailey. Es gab so gut wie keine Unebenheiten und vor allem keine Löcher. Aber es schien so, als ob die Kaninchen in der Nacht beschlossen hatten, unsere Parzelle umzugraben. In den letzten Tagen haben wir immer wieder Kaninchen auf dem Platz gesehen. Es muss ein Kaninchen gewesen sein. So, nachdem der Schuldige gefunden war, weiter im Text. Ich trat mit meinem linken Fuß aus einer Höhe von ca. 30 cm an die Kante eines solchen Loches und knickte um. Das geschah so schnell, es ist unglaublich.
Natürlich schwoll mein Fuß an und die Schmerzen waren unerträglich. Nach ein paar Stunden wurden sie jedoch erträglicher und wir entschlossen uns, einen Arzt aufzusuchen. Gesundheit geht vor. In Deutschland würde ich einfach zu einem Orthopäden gehen, deshalb holten wir unsere Smartphones heraus und suchten nach einem Orthopäden in Kroatien. Dabei stießen wir auf eine Internetseite, die eine Liste mit deutschsprachigen Ärzten in Kroatien anbietet. Laut der Liste befanden sich zwei Orthopäden direkt in unserer Nähe. Nachdem wir telefonisch niemanden erreichen konnten, haben wir uns dazu entschlossen, zur angegebenen Adresse zu fahren. Vor Ort haben wir das Schild der Arztpraxis gesehen. Allerdings haben wir an der Türsprechanlage erfahren müssen, dass der Arzt nicht mehr tätig ist.
Wir setzten unsere Suche fort und fanden schließlich über eine Suchmaschine MEDICO Pula. Wenn wir das richtig interpretieren, handelt es sich bei MEDICO um ein Haus der Gesundheit, das viele Fachrichtungen wie Orthopädie, Innere Medizin, Kardiologie und mehr abdeckt. Da wir uns bereits in Pula befanden, haben wir direkt die Adresse besucht. Ein schlichtes, aber sauberes Gebäude mit moderner Inneneinrichtung überraschte uns vor Ort. Der lange, breite Flur führte direkt zur Anmeldung mit angrenzendem Wartebereich. Alles wirkte sehr modern und neu.
An der Anmeldung standen bereits sechs Mitarbeiter, die mich ansahen. Ich fragte höflich, ob jemand Englisch oder Deutsch sprechen könne. Nur eine Dame antwortete. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte, konnten plötzlich alle anwesenden Englisch. Man teilte mir mit, dass ich hier nicht richtig sei und ins Krankenhaus gehen müsse. Die Dame notierte mir die Adresse und wünschte mir alles Gute. Die Situation war verwirrend, da die Website dieser Einrichtung ausdrücklich mit „Ortopedija“ wirbt.
Egal, unser Ziel war es, einen Arzt aufzusuchen, der untersucht, wie viel Schaden vorliegt. Wir fuhren zur notierten Adresse und standen plötzlich vor einem Wohnhaus – so schien es. Das hat uns überrascht. Dennoch setzten wir unsere Fahrt fort und nach ein paar hundert Metern erblickten wir ein großes Gebäude mit einem Parkplatz. Es wurde schnell klar, dass wir hier richtig waren. Die Straße hatte jedoch einen anderen Namen als angegeben und auch die Hausnummer stimmte nicht überein. Gut, bei unseren unzähligen Besichtigungen sind wir schon oft darüber gestolpert, dass die Hausnummern wild durcheinander geworfen schienen. Später erfuhren wir, dass der Krankenhauskomplex sich über mehrere Straßen erstreckt. Wir hatten unser Ziel erreicht und standen nun vor der nächsten Herausforderung – wohin müssen wir gehen?
Während Steffi und Bailey im Auto warteten, musste ich mich alleine durchschlagen. Ich war sehr gespannt darauf, was mich erwarten würde, insbesondere in sprachlicher Hinsicht. Als ich an der Information ankam, grüßte ich auf Kroatisch und fragte höflich, ob die Dame Englisch oder Deutsch spreche. Nach meiner Frage verdüsterte sich ihr Gesicht und sie antwortete knapp, dass sie Englisch spreche. Ich schilderte ihr mein Problem und sie verwies mich auf die Notaufnahme. Wie es der Zufall so wollte, bog ich einmal falsch ab und befand mich plötzlich auf der Dialysestation. Aber auch hier gab es eine Information. Gleiches Spiel nochmal, nachdem ich die Dame an der Info gefragt hatte, ob sie Englisch spricht, wirkte sie weniger freundlich. Sie wies mir den Weg und schließlich erreichte ich die Notaufnahme.
Ich befand mich direkt im Wartebereich und war überwältigt von der Anzahl an Menschen. Ich konnte eine Theke mit Glasfront erkennen, jedoch schien alles unbesetzt zu sein. Die Beleuchtung war ausgeschaltet und die Sprechschlitze der Glasfront waren zugeklebt. Außerdem war die Durchreiche mit einem A4-Blatt abgedeckt. Also setzte ich mich zuerst hin, zumal mein Fuß von dem Weg durch das Krankenhaus schmerzte, und beobachtete. Als ich sah, dass die anderen Patienten einfach an die Theke gingen und redeten, wusste ich: „Da sitzt tatsächlich jemand.“
Mein nächstes Ziel war also die Anmeldung. Hier saß ein junger Mann und auch diesem stellte ich die Frage, ob er Englisch spricht. Ohne dass sich die Stimmung veränderte, antwortete er freundlich, dass er Englisch spricht und wie er mir weiterhelfen kann. Ich war überrascht und schilderte ihm mein Problem. Er fragte mich, ob ich eine Europäische Gesundheitskarte besitze, was ich jedoch verneinen musste.
Mit der deutschen Gesundheitskarte kann man sich problemlos in Kroatien behandeln lassen. Da wir jedoch nicht mehr in Deutschland gemeldet sind und unsere Krankenversicherung gekündigt haben, können wir die Gesundheitskarte auch nicht mehr nutzen. Für unsere Auslandskrankenversicherung müssen wir zunächst in Vorleistung gehen und können anschließend die Rechnung bei der Versicherung einreichen. Das Verfahren ist nicht so komfortabel wie mit der Gesundheitskarte. Die Rückerstattung der Kosten hat bei uns fast einen Monat gedauert.
Meine persönlichen Daten wurden erfasst und ich wurde gebeten, im Wartebereich Platz zu nehmen. Es fühlte sich an, als wären 15 Minuten vergangen, bevor ich aufgerufen wurde. Völlig überrascht humpelte ich zur Tür und wurde von einer leicht schlechtgelaunten Krankenschwester gefragt, warum ich hier sei. Ich schilderte erneut mein Problem und zeigte meinen Fuß vor. Die Krankenschwester tippte etwas in ihren Computer und bat mich anschließend, erneut im Wartebereich Platz zu nehmen. Ein Arzt wird mich dann aufrufen.
Jetzt fing das warten an. Es vergingen zwei Stunden, bis die Schiebetür sich öffnete und eine sehr junge Dame in weißem Kittel meinem Namen aufrief. Ich dachte, sie sei eine Auszubildende oder eine Krankenschwester. Als sie begann, mir Fragen zu stellen und meinen Fuß untersuchte, wurde mir klar, dass sie die Ärztin ist. Ich war völlig überrascht. Sie drückte an meinem Fuß herum und fragte mich, ob ich Schmerzen habe. Daraufhin schloss sie, dass die Bänder in Ordnung seien. Als nächstes stand das Röntgen an, bei dem ich etwa zwanzig Minuten warten musste. Abschließend fand eine Stunde später das Gespräch mit der Ärztin statt, in dem die vorliegenden Röntgenbilder besprochen wurden. Es ist nichts gebrochen. Die Ärztin empfahl, den Fuß zu kühlen
Als Privatpatient verbrachte ich etwas mehr als drei Stunden in der Notaufnahme. Ob diese Zeit als lang betrachtet werden kann, weiß ich nicht. Für mich ist alles über dreißig Minuten bereits unerträglich. Das Krankenhaus machte auf mich einen sehr modernen und sauberen Eindruck und auch die Technologie (Röntgensystem) schien nicht allzu alt zu sein. Ich kann die Fachkompetenz der durchgeführten Untersuchung nicht beurteilen, da ich kein Arzt bin. Ich muss an dieser Stelle der Ärztin vertrauen. Wenn es um die Gesundheit geht, müssen wir – überall auf der Welt – den Ärzten vertrauen. In diesem Sinne, bleibt gesund.
Das war nur ein kleiner Einblick in unser Abenteuer. Wenn du mehr über unseren Weg erfahren möchtest, schau dir auch unseren Beitrag über das Spanische Gesundheitssystem an. Wir freuen uns, wenn du uns weiterhin begleitest – es gibt noch so viel zu entdecken!
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