Wenn du dich mit dem Immobilienmarkt in Spanien beschäftigst, wirst du früher oder später auf den Begriff “Okupas” stoßen. In Spanien bedeutet das so viel wie Hausbesetzer, und das Thema ist hier definitiv ein heißes Eisen. Aber keine Sorge, wir erklären dir, worum es dabei geht, warum das Phänomen so verbreitet ist, und was du tun kannst, wenn du selbst in so eine Situation gerätst.
Okupas sind Menschen, die in leerstehende Immobilien einziehen, ohne dafür Miete zu zahlen oder die Erlaubnis des Eigentümers zu haben. Klingt wild? Ist es manchmal auch. Dabei sind die Gründe, warum Leute zu Okupas werden, ganz unterschiedlich. Einige haben keine andere Wahl, weil sie sich keine Miete leisten können, andere sehen es als eine Art Protest gegen das kapitalistische System oder den Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
Spanien hat viele leerstehende Immobilien – viele davon stehen nach der Finanzkrise 2008 einfach leer, weil sie von Banken übernommen wurden. Gleichzeitig kämpfen viele Menschen mit Arbeitslosigkeit und steigenden Mieten. Da liegt es auf der Hand, dass einige den Schritt wagen und einfach in eine ungenutzte Immobilie einziehen. Das klingt erst mal unkompliziert, aber natürlich gibt es da auch jede Menge rechtliche Stolpersteine.
Die Rechtslage rund um Hausbesetzungen in Spanien ist, gelinde gesagt, knifflig. Es gibt einen Unterschied zwischen der Besetzung eines Hauptwohnsitzes und der eines leerstehenden Hauses:
◉ Hausbesetzung des Hauptwohnsitzes: Wenn jemand deinen Hauptwohnsitz besetzt, kannst du direkt die Polizei rufen, die die Besetzer oft innerhalb von 48 Stunden rausschmeißen kann. Aber wenn die Besetzer länger drin sind, wird’s komplizierter und du musst das Ganze über Gericht regeln.
◉ Hausbesetzung leerstehender Immobilien: Hier wird es richtig tricky. Sobald die Besetzer drin sind und nachweisen können, dass sie dort wohnen, kann es Monate oder sogar Jahre dauern, bis du sie loswirst. Und ja, das kann ziemlich nervenaufreibend sein.
Es gibt viele Gründe, warum Menschen zu Okupas werden. In den Großstädten wie Madrid und Barcelona explodieren die Mietpreise, während gleichzeitig massenhaft Wohnungen leerstehen. Für viele ist das ein Protest gegen die Ungerechtigkeit auf dem Wohnungsmarkt. Sie sagen: “Warum sollten diese Wohnungen leer stehen, während wir auf der Straße landen?” Andere Okupas sind schlicht und einfach in einer extremen Notsituation und sehen keine andere Möglichkeit, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Natürlich gibt es auch eine andere Seite: Die Eigentümer, die oft mit leeren Händen dastehen, während ihre Immobilien besetzt sind. Für sie ist das nicht nur finanziell belastend, sondern auch emotional eine große Belastung.
Kriminelle Hausbesetzungen unterscheiden sich von den typischen Okupas, die meist aus Not handeln. Diese kriminellen Gruppen besetzen Immobilien oft systematisch und mit kalkulierten Absichten. Hier sind einige gängige Muster:
◉ Professionelle Hausbesetzer: Es gibt kriminelle Netzwerke, die Häuser und Wohnungen gezielt besetzen, um daraus Profit zu schlagen. Sie verlangen beispielsweise Geld von den rechtmäßigen Eigentümern, um das Haus wieder freizugeben. Diese Praxis nennt sich “Hausbesetzungserpressung” oder “Schutzgelderpressung”.
◉ Illegale Vermietung von besetzten Immobilien: In manchen Fällen besetzen Kriminelle Häuser, nur um diese dann illegal an Dritte zu vermieten, die vielleicht gar nicht wissen, dass die Immobilie besetzt ist. So verdienen die Besetzer an der illegalen Situation.
◉ Nutzung besetzter Immobilien für Drogen- oder Diebstahlkriminalität: Einige kriminelle Banden nutzen besetzte Immobilien als Verstecke für Drogen oder Diebesgut. Diese Immobilien können dann auch als Stützpunkte für kriminelle Aktivitäten genutzt werden, was die Sicherheit in der Nachbarschaft massiv beeinträchtigen kann.
Das großes Problem ist, dass kriminelle Hausbesetzer das spanische Rechtssystem gezielt ausnutzen. Wie schon erwähnt, ist das spanische Recht in Bezug auf Hausbesetzungen relativ kompliziert und bietet den Besetzern oft einen gewissen Schutz, insbesondere wenn die Besetzung bereits längere Zeit andauert.
Ein weiterer Faktor ist die Trennung zwischen zivilrechtlichen und strafrechtlichen Angelegenheiten. Oft müssen Eigentümer zunächst langwierige zivilrechtliche Verfahren durchlaufen, um ihre Immobilie zurückzubekommen. In der Zwischenzeit haben kriminelle Hausbesetzer genügend Zeit, ihre illegalen Aktivitäten fortzusetzen oder die Immobilie sogar weiterzuvermieten.
Die Diskussion um die Okupas spaltet die spanische Gesellschaft. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die härtere Strafen fordern und den Schutz der Eigentümer in den Vordergrund stellen. Auf der anderen Seite gibt es Gruppen, die die Okupas unterstützen und auf die dringenden sozialen Probleme hinweisen, die zu diesen Besetzungen führen.
Die spanische Regierung versucht, irgendwie dazwischen zu navigieren. Es gab bereits Gesetzesänderungen, die den Schutz der Hauptwohnsitze stärken sollen, aber auch Maßnahmen zur Förderung von sozialem Wohnungsbau. Trotzdem bleibt das Thema kontrovers und eine echte Lösung ist noch nicht in Sicht.
Ein Viertel, das immer wieder in den Nachrichten auftaucht, ist El Raval in Barcelona. Hier haben sich Okupas in leerstehenden Gebäuden niedergelassen und alternative Gemeinschaften aufgebaut. Manche sehen das als coolen Widerstand gegen die Gentrifizierung, andere finden es einfach nur chaotisch und gefährlich.
Auch in Madrid gibt es ähnliche Szenarien. In einigen Vierteln haben sich Okupas mit Nachbarschaftsinitiativen zusammengeschlossen, um gegen Zwangsräumungen zu kämpfen. Es zeigt sich: Das Thema ist nicht schwarz-weiß, sondern hat viele Grauzonen.
Wenn du eine Immobilie in Spanien besitzt und nicht möchtest, dass sie von Okupas besetzt wird, gibt es ein paar Dinge, die du tun kannst:
◉ Überwachung: Kameras und Alarmsysteme können abschreckend wirken und im Ernstfall schnell Alarm schlagen.
◉ Regelmäßige Checks: Schau regelmäßig nach deinem Eigentum oder beauftrage jemanden damit, damit du frühzeitig Besetzungen bemerkst.
◉ Rechtliche Beratung: Hol dir rechtzeitig juristischen Rat, um auf der sicheren Seite zu sein.
◉ Versicherung: Eine gute Versicherung kann im Falle einer Besetzung den finanziellen Schaden minimieren.
◉ House Sitting: Dabei beauftragen Hausbesitzer einen Haushüter, der während ihrer Abwesenheit im Haus wohnt und sich um das Anwesen kümmert.
In Spanien gibt es zusätzlich spezialisierte Agenturen, die sich darauf konzentrieren, Hausbesetzer (Okupas) aus Immobilien zu vertreiben. Diese Agenturen sind besonders für Immobilienbesitzer attraktiv geworden, die mit den langwierigen und oft frustrierenden rechtlichen Prozessen zur Räumung von Hausbesetzer nicht weiterkommen.
Diese Agenturen bieten verschiedene Dienstleistungen an, die je nach Situation und Schweregrad der Besetzung angepasst werden. Hier sind einige typische Ansätze:
◉ Verhandlungen und Mediation: Ein Ansatz vieler Agenturen ist es, zunächst friedlich mit den Okupas zu verhandeln. Oft bieten sie den Besetzern eine finanzielle Entschädigung oder Hilfe beim Umzug an, um sie zu bewegen, das Gebäude freiwillig zu verlassen. Diese Methode wird manchmal als „Cash for Keys“-Modell bezeichnet, bei dem die Okupas eine bestimmte Summe erhalten, um die Immobilie zu räumen.
◉ Psychologischer Druck: Einige Agenturen setzen auf psychologischen Druck, um die Besetzer zum Aufgeben zu bewegen. Das kann durch ständige Präsenz, Überwachung oder das gezielte Stören der Besetzer geschehen. Hierbei bewegen sich die Methoden jedoch oft in rechtlichen Grauzonen.
◉ Sicherheitsmaßnahmen: Manche gehen einen Schritt weiter und setzen Sicherheitsleute ein, um den Zugang zum Gebäude zu kontrollieren. Dies soll verhindern, dass die Besetzer wieder zurückkehren, wenn sie das Gebäude verlassen haben.
◉ Legale Unterstützung: Diese Agenturen bieten auch juristische Unterstützung an und helfen den Eigentümern, die oft komplexen rechtlichen Schritte zur Räumung einzuleiten und zu beschleunigen.
Das Thema ist rechtlich nicht immer ganz einfach. Während die meisten Agenturen versuchen, innerhalb der legalen Grenzen zu agieren, bewegen sich einige Methoden, besonders die psychologischen Druckmittel oder das Abschneiden von Wasser und Strom, in rechtlichen Grauzonen. Es gibt immer wieder Berichte über Agenturen, die mit sehr fragwürdigen Methoden arbeiten, was zu Problemen führen kann – sowohl für die Agenturen selbst als auch für die Eigentümer, die sie beauftragen.
Vor- und Nachteile der Nutzung von Agenturen:
◉ Schnellere Lösungen: Agenturen können oft schneller handeln als der juristische Prozess, der in Spanien Monate oder sogar Jahre dauern kann.
◉ Stressreduktion: Für Eigentümer, die durch die Besetzung gestresst sind, kann es eine Erleichterung sein, diese schwierige Aufgabe in die Hände von Profis zu legen.
◉ Vielseitige Ansätze: Sie bieten verschiedene Methoden an, von Verhandlungen bis hin zu Sicherheitsmaßnahmen, was Flexibilität bei der Lösung des Problems schafft.
Nachteile:
◉ Kosten: Diese Dienstleistungen sind oft nicht günstig. Je nach Komplexität der Situation können die Kosten erheblich sein.
◉ Rechtliche Risiken: Wenn eine Agentur fragwürdige Methoden anwendet, könnte der Eigentümer selbst rechtliche Probleme bekommen. Es ist daher wichtig, eine Agentur zu wählen, die sich an gesetzliche Vorgaben hält.
◉ Kein garantierter Erfolg: Auch wenn die Agenturen professionell vorgehen, gibt es keine Garantie, dass die Okupas das Gebäude sofort verlassen. Manchmal braucht es trotzdem einen gerichtlichen Prozess.
Hausbesetzer in Spanien sind ein Symptom für tiefere soziale und wirtschaftliche Probleme im Land. Es ist ein schwieriges Thema, bei dem sowohl die Rechte der Eigentümer als auch die Notsituationen der Okupas berücksichtigt werden müssen. Kriminelle Hausbesetzungen sind eine dunkle Seite des Okupa- Phänomens in Spanien. Sie machen die Situation für Eigentümer und Nachbarn oft unerträglich und verschärfen die ohnehin schon schwierige Lage. Eine einfache Lösung gibt es nicht, aber mit rechtlichen Reformen und einem stärkeren Fokus auf sozialen Wohnungsbau könnte ein Teil des Problems langfristig gelöst werden.
Bis dahin bleibt das Thema weiterhin heiß diskutiert – sowohl in der Politik als auch an den Stammtischen in ganz Spanien.
Wir sind zwei deutsche Auswanderer und auf emigres-life nehmen wir Dich mit auf unsere Reise in ein neues Leben.
In unserem Projekt schwingt das Pendel meist in Richtung stressig oder chaotisch und weniger in Richtung tiefenentspannt.
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