Wenn man von Deutschland nach Spanien auswandert oder umgekehrt, wird man schnell feststellen, dass die beiden Länder nicht nur geographisch, sondern auch kulturell weit auseinander liegen. Die Unterschiede in Lebensstil, Kommunikation und gesellschaftlichen Normen sind oft größer, als man zunächst erwartet. Diese kulturellen Unterschiede prägen den Alltag und beeinflussen, wie Menschen miteinander umgehen, arbeiten und leben. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die spannendsten und auffälligsten kulturellen Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland – und wie man sich als Auswanderer darauf einstellen kann.
In Spanien läuft alles ein bisschen später ab. Das Mittagessen? Oft nicht vor 14:00 Uhr, und das Abendessen startet dann gerne mal gegen 21:00 Uhr. Das kann für Deutsche, die es gewohnt sind, früher zu essen, erstmal eine Umstellung sein. Und dann die berühmte Siesta! In vielen Gegenden, vor allem im Süden, legen die Menschen nach dem Mittagessen erstmal eine Pause ein. Geschäfte schließen für ein paar Stunden, und man gönnt sich eine Ruhepause. In Deutschland dagegen gibt es so etwas nicht. Hier geht es eher zackig und strukturiert zu, und die Geschäfte bleiben durchgehend geöffnet.
Die Freizeit in Spanien spielt sich draußen ab. Abends sieht man Familien und Freunde beim „Paseo“, dem entspannten Spaziergang durch die Stadt. Man trifft sich in Bars, trinkt ein Glas Wein oder „caña“ (ein kleines Bier) und genießt das Leben. In Deutschland ist die Freizeit oft privater, und man trifft sich eher zu Hause oder verbringt Zeit mit Hobbys. Das heißt aber nicht, dass Deutsche weniger genießen – sie tun es nur anders.
Spanien ist bekannt für seine langen Arbeitstage, aber die sind oft durch die lange Mittagspause unterbrochen. Das Arbeitsleben ist insgesamt entspannter, und man nimmt sich Zeit für Gespräche. Auch wenn Spanier viel arbeiten, legen sie großen Wert darauf, das Leben außerhalb der Arbeit zu genießen. In Deutschland hingegen beginnt der Arbeitstag früh, und es geht effizient zur Sache. Hier zählt: Arbeit ist Arbeit, und Freizeit ist Freizeit. Pünktlichkeit und Effizienz stehen hoch im Kurs. Auch geht es in Spanien im Job oft persönlicher und weniger formell zu. Man kennt sich, spricht über persönliche Dinge, und die Hierarchien sind nicht so streng. In Deutschland wird mehr Wert auf klare Strukturen und formelle Kommunikation gelegt. Man bleibt sachlich und konzentriert sich auf die Arbeit, private Themen gehören eher in die Kaffeepause.
In Spanien geht es herzlich zu. Zwei Küsschen auf die Wangen zur Begrüßung sind normal, selbst wenn man sich noch nicht so lange kennt. In Deutschland wird häufiger der Händedruck bevorzugt, vor allem bei formellen Anlässen oder unter Fremden. Man braucht erstmal eine Weile, um sich warmzulaufen, aber dann sind die Deutschen genauso herzlich wie die Spanier, nur eben auf ihre Art. Spanier lieben es, zu plaudern. Ob beim Warten auf den Bus oder an der Supermarktkasse – man findet schnell ein Thema, über das man reden kann. In Deutschland ist Small Talk nicht so verbreitet, besonders mit Fremden. Hier wird oft direkt zur Sache gekommen, und man bleibt bei wichtigen Themen. Aber wenn man sich besser kennt, öffnen sich auch die Deutschen und es entstehen tiefere Gespräche.
Die Familie das Zentrum des Lebens – so ist das in Spanien. Mehrere Generationen leben oft unter einem Dach, und Familienfeiern sind groß und wichtig. Die Familie hilft sich gegenseitig, und man verbringt viel Zeit miteinander. In Deutschland ist das etwas anders. Junge Erwachsene ziehen früher aus, oft schon während des Studiums, und leben eigenständiger. Das bedeutet aber nicht, dass die Familie weniger wichtig ist – nur der Zusammenhalt funktioniert anders, oft über Entfernungen hinweg.
Spanier sind sehr gesellig und haben oft große Freundeskreise. Man trifft sich häufig und verbringt viel Zeit miteinander. Freundschaften in Deutschland sind oft etwas kleiner und exklusiver, aber wenn man einmal eine enge Verbindung aufgebaut hat, sind sie genauso stark. In Deutschland kann es ein bisschen dauern, bis man richtig warm wird, aber dann sind die Freundschaften tief und beständig.
Spanien ist das Land der Fiestas. Es gibt immer etwas zu feiern, und das oft mit viel Musik, Tanz und Essen. Die „Semana Santa“ (Karwoche), „Las Fallas“ oder „La Tomatina“ sind nur einige Beispiele für die farbenfrohen und lebendigen Feste. In Deutschland gibt es auch viele Feste, wie das Oktoberfest oder Karneval, aber sie sind oft regionaler und strukturierter. Deutsche Feste haben einen anderen Rhythmus und sind oft weniger ausgedehnt.
Spanien ist stark von der katholischen Kirche geprägt. Religiöse Feste und Feiertage sind hier tief verwurzelt und werden mit viel Hingabe gefeiert. In Deutschland ist die religiöse Landschaft vielfältiger. Während in katholischen Regionen wie Bayern religiöse Feste groß gefeiert werden, sind andere Teile Deutschlands, vor allem im Osten, eher säkular. Hier spielt Religion im Alltag eine geringere Rolle.
Pünktlichkeit ist in Deutschland eine heilige Tugend. Ob bei Meetings, Verabredungen oder sogar bei öffentlichen Verkehrsmitteln – alles läuft nach Plan, und Verspätungen werden oft als unhöflich empfunden. In Spanien geht man das etwas entspannter an. Hier ist es nicht ungewöhnlich, 10 oder 15 Minuten später zu kommen, ohne dass jemand böse wird. Zeit ist in Spanien flexibler und weniger strikt.
In Deutschland wird großer Wert darauf gelegt, dass Regeln eingehalten werden. Ordnung und Disziplin sind zentrale Werte. In Spanien hingegen werden Regeln oft eher als Richtlinien gesehen, die man je nach Situation anpassen kann. Das bedeutet nicht, dass Spanier Regeln nicht respektieren, aber es herrscht eine gewisse Flexibilität, die man in Deutschland seltener findet.
In Spanien gibt es nicht nur Spanisch (Kastilisch), sondern auch viele regionale Sprachen wie Katalanisch, Galicisch und Baskisch. Diese sprachliche Vielfalt ist ein wichtiger Teil der kulturellen Identität, und in den jeweiligen Regionen wird die lokale Sprache oft bevorzugt. In Deutschland gibt es zwar Dialekte, aber Hochdeutsch ist die Sprache, die alle verbindet. Dennoch kann es passieren, dass ein Bayer einen Norddeutschen nicht immer sofort versteht – die Dialekte sind manchmal sehr unterschiedlich.
Spanier sind bekannt für ihre lebhafte und expressive Art zu sprechen. Es wird viel gestikuliert, der Ton ist oft emotional, und man spricht gerne laut – das gehört einfach dazu. In Deutschland ist die Kommunikation zurückhaltender und direkter. Man sagt, was man meint, ohne viel Drumherum. Das kann für Spanier manchmal ungewohnt oder gar unhöflich wirken, aber es geht den Deutschen dabei um Klarheit und Effizienz.
Diese kulturellen Unterschiede sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, und es gibt in beiden Ländern eine große Vielfalt an Persönlichkeiten und Lebensstilen. Aber im Allgemeinen zeigen diese Beispiele, wie unterschiedlich die Kulturen in Spanien und Deutschland sein können – und wie spannend es ist, diese Unterschiede kennenzulernen und zu erleben! Egal ob man nach Spanien auswandert oder als Spanier nach Deutschland kommt, es gibt viel zu entdecken und zu schätzen.
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