Nach Wochen des Planens, Packens und Träumens war es endlich soweit: Wir haben unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg gemacht – von Kroatien nach Spanien. Über 1.800 Kilometer voller Hoffnung, Abenteuerlust und ein bisschen Unsicherheit lagen vor uns. Der Startschuss fiel um 21:30 Uhr kroatischer Zeit, und nach etwa 20 Stunden Fahrt machten wir unsere erste richtige Pause.
Was dazwischen lag? Viel Strecke, viele Länder und einige spannende Erkenntnisse. Unsere Route führte uns durch ganz Istrien, ein Stück Slowenien, den Großteil von Italien und dann quer durch Frankreich, bevor wir endlich in Spanien ankamen. Dazwischen hielten wir nur zum Tanken an. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Montpellier (Frankreich), wo wir uns ein paar Stunden Schlaf gönnten.
Am nächsten Morgen, um 05:30 Uhr, ging es weiter. Mit noch etwa 5 Stunden Fahrt vor uns, passierten wir die letzten Kilometer durch Frankreich, zahlten insgesamt rund 200 Euro an Autobahngebühren und rollten schließlich über die Grenze nach Spanien. Die letzten Kilometer waren emotional: Freude, Erleichterung und ein Hauch von Nervosität begleiteten uns. Doch eines war klar – nach dieser intensiven Reise konnten wir endlich sagen: Wir haben unser Ziel erreicht.
Ankunft in Spanien bedeutete nicht, dass wir uns sofort entspannt zurücklehnen konnten. Im Gegenteil, es gab einiges zu tun! Unsere ersten Aufgaben bestanden darin, uns mit Lebensmitteln einzudecken und für ausreichend Trinkwasser zu sorgen.
Wie auch in Deutschland wird in Spanien behauptet, dass das Leitungswasser bedenkenlos trinkbar sei. Laut dem spanischen Gesundheitsministerium sind 98,5% des Leitungswassers genießbar (Stand 2021). Doch Trinkwasser ist nicht gleich Trinkwasser: Der Chlorgeruch im Wasser störte uns schon in Kroatien, und in Spanien war es nicht viel anders. Daher greifen wir weiterhin auf gekauftes Mineralwasser zurück, eine Gewohnheit, die wir aus Kroatien übernommen haben.
Vielleicht klingt es übervorsichtig, aber selbst in Deutschland haben wir das Leitungswasser vor dem Trinken durch verschiedene Filter laufen lassen. Dieses kleine Extra an Sicherheit gibt uns ein besseres Gefühl, besonders in einem neuen Land mit ungewohnter Infrastruktur. Wer empfindlich auf Geschmäcker oder Gerüche im Wasser reagiert, sollte diese Option in Erwägung ziehen.
💡 Tipp für Neuankömmlinge in Spanien 💡
Auch wenn das Leitungswasser in Spanien meist sicher ist, lohnt es sich, die Qualität vor Ort zu prüfen – besonders in ländlichen Gebieten oder älteren Gebäuden. Ein Wassertest oder ein Wasserfilter schafft Sicherheit und verbessert den Geschmack. Kleine Vorsicht zahlt sich aus, denn Wasser ohne Chlorgeruch schmeckt einfach besser!
Unser erster Besichtigungstermin brachte direkt eine Überraschung: Der Makler, den wir auf Englisch kontaktiert hatten, sprach ausschließlich Spanisch. Unsere Spanischkenntnisse beschränkten sich auf „Hola“ und „Gracias“, doch mit Händen, Füßen und Google Translate fanden wir schnell einen Weg, uns zu verständigen. Trotz der anfänglichen Ernüchterung war die Begrüßung herzlich, und wir konnten gemeinsam zum Objekt fahren, das, wie angekündigt, schwer zu finden war.
Am Objekt angekommen, empfing uns ein älteres Ehepaar mit großer Herzlichkeit und führte uns stolz durch die Räume. Die Sprachbarriere? Kein Problem! Mit viel Engagement zeigten sie uns die Highlights des Hauses. Leider war das Objekt mit knapp zwei Hektar Land für uns schlichtweg zu abgelegen und zu groß. Was hätten wir mit so viel Fläche anfangen sollen?
Trotzdem war der Besuch eine positive Überraschung. Zum ersten Mal fühlten wir uns wie ernst genommene Käufer und nicht wie „dumme Ausländer“ – dank der Offenheit der Eigentümer und der Unterstützung des Maklers. Auch wenn dieses Haus nicht das Richtige für uns war, markierte dieser Termin den Startschuss für unsere intensive Immobiliensuche in Spanien.
Doch neben den schönen Seiten, wie dem Meer und dem Klima, bringt Spanien auch seine Herausforderungen mit sich. Ein weiteres Objekt, das wir online gefunden hatten, wirkte auf den Fotos vielversprechend. Doch noch bevor wir einen Besichtigungstermin vereinbaren konnten, rief uns die Maklerin an, um uns vorzuwarnen: Der Zustand des Hauses sei katastrophal – Vandalismus war das Stichwort.
Neugierig und skeptisch beschlossen wir dennoch, uns vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Was wir sahen, bestätigte ihre Beschreibung: eingeschlagene Fenster, eingetretene Türen und zerstörte Innenräume. Es sah aus, als hätten einige Leute viel Zeit und Langeweile gehabt. Wir konnten kaum fassen, wie respektlos hier mit dem Eigentum anderer umgegangen wurde.
Diese Erfahrung führte uns zu einem ernsten Thema in Spanien: illegale Hausbesetzungen, auch bekannt als Okupas. Das „Recht auf würdigen Wohnraum“ ist in der spanischen Verfassung verankert und wird oft von Okupas als Grundlage für ihr Handeln genutzt. Während Sozialwohnungen Mangelware sind, stehen unzählige Ferienwohnungen leer. Laut dem Ministerio del Interior gab es im Jahr 2023 etwa 3.900 Straftaten im Zusammenhang mit Hausbesetzungen. Zwar ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, doch das Problem bleibt weiterhin akut.
Die Realität zeigt, dass Hausbesetzungen in Spanien viele Formen annehmen – von verzweifelten Familien, die ein Dach über dem Kopf suchen, bis hin zu organisierten Gruppen, die leerstehende Häuser für illegale Aktivitäten nutzen. Diese Schattenseiten des spanischen Immobilienmarkts waren für uns eine ernüchternde, aber wichtige Erkenntnis auf unserem Weg, unser neues Zuhause zu finden.
Wird eine Hausbesetzung nicht innerhalb der ersten 48 Stunden bei der spanischen Polizei gemeldet wird, wird es kompliziert. Unwissend wie wir waren, dachten wir anfangs, man könnte die Hausbesetzer höflich zum Auszug bewegen, indem man einfach Strom und Wasser abstellt. Doch unsere Recherchen zeigten schnell, dass dies nach spanischem Recht als Nötigung gilt und daher nicht erlaubt ist.
Bleibt also nur der offizielle Weg einer Räumungsklage oder die Beauftragung von spezialisierten Firmen für „Desokupación“. Diese Firmen sollen angeblich auf professionelle Konfliktlösung setzen und beschäftigen oft ehemalige Türsteher, Kampfsportler, Rugbyspieler oder sogar Gefängniswärter. Welche konkreten Methoden dabei zum Einsatz kommen, bleibt jedoch ein Rätsel.
Warum gibt es dieses Problem in Spanien? Unsere Recherchen zeigen, dass ein Hauptgrund die durch den Tourismus massiv gestiegenen Immobilienpreise sind. Viele Einheimische können sich die steigenden Mieten einfach nicht mehr leisten – ein Problem, das uns nur allzu bekannt vorkommt.
Oft werden verzweifelte Familien oder Einzelpersonen, die sonst obdachlos wären, zu Okupas. In den meisten Fällen verlaufen solche Hausbesetzungen friedlich, da die Betroffenen lediglich ein Dach über dem Kopf suchen. In Städten wie Palma de Mallorca versucht man, diesem Problem entgegenzuwirken, indem beispielsweise Wohnungen in Mehrfamilienhäusern nicht mehr zu touristischen Zwecken vermietet werden dürfen. Ein erster Schritt, um die Wohnsituation für die Einheimischen zu verbessern.
Ein besonders absurdes und zugleich alarmierendes Beispiel für die Schattenseiten des spanischen Immobilienmarkts sind die detaillierten Anleitungen, die frei im Internet kursieren. Diese bebilderten Leitfäden erklären Schritt für Schritt, wie man Schlösser knackt und unbemerkt ein Haus besetzt. Solche Informationen, die frei zugänglich für jeden sind, machen deutlich, wie weit dieses Problem reicht.
Ein weitaus größeres Problem ist jedoch die gezielte Besetzung von Häusern, die dann als Drogenumschlagplätze genutzt werden. Noch schlimmer: Clans oder Banden schlagen gezielt Profit aus solchen Besetzungen, indem sie die Objekte illegal vermieten oder sogar verkaufen. Dieser Mix aus Absurdität und Kriminalität ist ein Teil des spanischen Immobilienalltags, der uns überrascht und schockiert hat.
Unsere ersten Tage in Spanien waren ein Mix aus positiven Erlebnissen und unerwarteten Herausforderungen. Doch trotz aller Hindernisse ist unsere Begeisterung für dieses mediterrane Land ungebrochen. Wir wissen: Jedes Abenteuer bringt Höhen und Tiefen mit sich – und wir sind bereit, sie zu meistern.
Das war nur ein kleiner Einblick in unser Abenteuer. Wenn du mehr über unseren Weg erfahren möchtest, schau dir auch unseren Beitrag über Entscheiden ist, sich zu entscheiden. Wir freuen uns, wenn du uns weiterhin begleitest – es gibt noch so viel zu entdecken!
Wir sind zwei deutsche Auswanderer und auf emigres-life nehmen wir Dich mit auf unsere Reise in ein neues Leben.
In unserem Projekt schwingt das Pendel meist in Richtung stressig oder chaotisch und weniger in Richtung tiefenentspannt.
Wenn du also wissen willst, in welches Fettnäpfchen wir als nächstes treten oder welche Hürden vor uns liegen und wie wir sie überwinden, dann bleib dran.
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